6. April 2007

Venedig mit Kindern II



Kunst ist schön, macht aber Arbeit

(Karl V
alentin)


Venedig ist schön, aber anstrengend.

Auch für Kinder. Deshalb muss öfter das Programm gewechselt werden und Besichtigungen, die lange dauern oder für Kinder einseitig sind, sollten komplett weggelassen werden, bis die Kinder größer sind oder dank guter Vorarbeit der Eltern später Venedig alleine weiter und tiefer erforschen wollen.

Das ist der eindrucksvolle Dogenpalast, der für Kinder eine Abfolge riesiger mehr oder weniger leerer Räume ist, deren ehemalige Funktion nicht nachvollziehbar ist.
Das ist die wunderbare Accademia, deren Masse an Bildern, die viel zu komplizierte Geschichten erzählen oder deren Symbolik auch den meisten Erwachsenen fremd ist, auch museumsgeübte Kinder überfordert.
Da sind die Giardini während der Biennale, zuviel Lauferei durch zu unterschiedliche Gebäude mit unterschiedlicher Kunst; und das dann für Ausstellungen geöffnete Arsenale mit der über 300 m langen Tana (Reeperbahn), überaus beeindruckend, ist ebenfalls besser auf spätere Jahre aufgeschoben.
Auch die Basilika di San Marco würde ich mit Kindern nicht besuchen: erst eine lange Warteschlange und dann folgt ein ganz kurzer eingegrenzter Pfad durch die Kirche, der einen vagen Eindruck erlaubt, aber keinen wirklichen Blick. Entspannter wäre der Besuch einer Vesper am Samstag- oder Sonntagnachmittag (mit größeren Kindern), während der man zumindest Zeit hat, die Mosaiken in einsehbarer Nähe in Ruhe zu betrachten.
Auch die Ausstattung der Scuola Grande di San Rocco, das Hauptwerk Tintorettos und unverzichtbar für den Gesamteindruck eines Venedigbesuches, überfordert Kinder durch ihre schummrige Beleuchtung und die durchgängig religiöse Thematik der Gemälde, speziell auch durch die düstere und überwältigende Kreuzigungsdarstellung.

Diese Schätze besieht man sich mit jungen Kindern besser im Internet oder in guten Bildbänden (die man auch in Bibliotheken bekommt): die Fotos sind ausgezeichnet, die Einzelheiten sind in Totalen oder Großaufnahmen wirklich zu sehen, man spart sich Warteschlangen, Gedränge vor den Bildern und verrenkte Hälse.
Der fürs Erste äußere Eindruck der Gebäude bleibt unbenommen, und man kann ohnehin immer nur einen Bruchteil dessen sehen, was Venedig anbietet, eine Auswahl zu treffen lässt sich nicht umgehen!






1 Kommentar:

Der-Weg-ist-das-Ziel hat gesagt…

Meine Jungs (8 und 11) waren von Venedig begeistert: Man kann auch in Venedig RENNEN!! Sie schnappten sich am ersten Tag den Stadtplan und veranstalteten eine Art Orientierungslauf durch die Gässchen. "Wer findet zuerst den Platz da...?" Praktisch: In Venedig sind fast alle Gassen an allen Ecken angeschrieben. Am zweiten Tag waren sie dann etwas K.O.
Als Einstieg für eine Venedigreise kann ich aus meiner Erfahrung empfehlen:
- Das Ravensburger Spiel SAN MARCO, ab 10 Jahre (oder auch jünger). Da bekämpfen sich die Adligen, machen Intrigen, bauen Brücken und man lernt die Stadtteile Venedigs gut kennen.
- Das Buch "Herr der Diebe" von Cornelia Funke (ab ca. 10 J. und auch für Erwachsene) Dann in V. die Orte suchen, die im Buch vorkommen.
- Den Pokémon-Film "Pokémon-Heros Der Film". Die Stadt dort heisst Altomare, sieht aber aus wie Venedig. (Ab ca. 6 Jahre/Geschmackssache)
Weiter kann ich empfehlen, sich von den typischen Touristen-Gebieten entweder fern zu halten oder früh morgens ganz gezielt eine Sehenswürdigkeit zu besuchen. Meine Kinder finden Geschichte eigentlich ganz spannend, wenn ich sie ihnen als Abenteuergeschichte "verkaufe" und vorher erzähle. Kämpfe ect. kommen ja genügend vor. (Da muss man sich als Eltern halt vorher schlau machen. Rumstehen und Reiseführer lesen geht gar nicht!) Schöne Quartiere fanden wir das Canaregio und das Castello. Es hat gute, eher preiswertere Restaurants und wenig Touristen, schöne Plätze (Fussball mitnehmen zum Wand-Ab-Spielen). Auch Santa Croce und Dorsoduro sind schön zum Spazieren. Als Lockmittel vor allem im Sommer: Die italienischen Gelati (Eis)!
Die Vaporetti sind quasi die Stadtbusse zu Wasser. Mit denen kann man überall hin fahren (Tages- oder Mehrtageskarte kaufen). Finden Kinder z.T. auch lustig, vor allem, wenn es aussen um die Stadt rum geht und die Wellen bis über den Rand spritzen.
Im Sommer ist es allerdings einfach zu heiss in V., es hat Millionen von Mücken, die Mückenstiche können sich entzünden, weil die Viecher aus dem dreckigen Wasser schlüpfen... Also das nächste Mal lieber Frühling oder Herbst. Die Kinder wollen nochmal hin!