28. August 2009

Am Campo S. Samuele...


...gibt es noch drei Ausstellungen der Biennale.

Und zwar im Palazzo Malipiero, gegenüber dem Palazzo Grassi: Zypern, Estland und Iran. Alle drei befinden sich im hinteren Teil des Hauses (San Marco 3079) in jeweils sehr kleinen, niedrigen Wohnungen, die man über schmale steile Treppen erreicht. Zusätzlich hat Zypern seine Ausstellungsräume komplett mit frischen Holzplatten verkleidet, was zwar gut riecht, aber doch sehr rätselhaft ist. Wollte man Renovierungskosten umgehen und hat in Kauf genommen, Ausstellung und Besucher in ein Schächtelchen zu quetschen? Man sieht also definitiv nichts von der Pracht dieses Hauses, obwohl man sich darin befindet.
Dafür steht dann ein großer (der schönere) Teil des Palazzo Malipiero zur Miete zur Verfügung, die dann aber nicht mit dem Durchschnittsbudget zusammen geht. Ein schönes Beispiel dafür, dass man nicht alles haben kann!

Die Ausstellungen sind sehr unterschiedlich.

Zypern zeigt Socratis Socratous "Gerüchte" über den Import von Palmen aus dem nahen Osten nach Zypern und die seit 35 Jahren von Gerüchten und erfolglosen Verhandlungen geprägten Beziehungen der zyprischen Ethnien. Und eine tote Palme, d
ie nach und durch Venedig in diese winzigen Ausstellungsräume geschleppt wurde und die an diesem ihrem Grab von nordeuropäischem Weichholz beduftet wird. Das Thema ist spannend, die Umsetzung leider nicht gelungen.


Der Pavillon des iranischen Ministerium für Kultur und islamische Führung (Visual Arts Center Iranian Ministery of Culture & Islamic Guidance) irritiert mich. Im Iran geht gerade (im Juni) politisch die Post ab und hier sitzt ein junger iranischer Aufpasser, der die Besucher keines Blickes würdigt. Darf er nicht? Will er nicht? Vielleicht spricht er einfach nur persisch und kann deshalb nicht? Ich fühle mich jedenfalls verunsichert und nicht motiviert, ihn anzusprechen. Es gibt keine Information, nicht einmal die übliche DIN A 4-Seite Pressemitteilung über den/die ausstellende/n Künstler/innen liegt aus. Die Kunst gefällt mir, aber ich habe keine Ahnung, ob sie in politischen Zusammenhängen steht (muss sie ja auch nicht) oder vielleicht das Angepassteste ist, was man derzeit aus dem Iran sehen kann?


Kristina Norman im estnischen Pavillon bezieht dagegen sehr konkret Stellung mit sehr beein-
drucken-
den, geradezu explosiven Videos zum Konflikt in Tallinn über eine Statue eines Rotarmisten und die unterschiedliche historische Rezeption der verschiedenen (estnischen/ russischen etc.) Bevölkerungsteile Estlands. Eine Nachbildung der Skulptur schwebt zwecks persönlichen Augenscheins im Raum.
Eine spannnende und sehenswerte Präsentation, wenn man es denn durch das romantische Innenhöfchen mit Werkstatt über die Hühnerleiter mit dem bereits seit Jahren sekündlich vom Abbruch bedrohten Geländer in die Ausstellungsräume geschafft hat.

Innen-
höfchen mit Pozzo und Werkstatt

Im Spiegel das Gäss-
chen mit dem Eingang zum estni-
schen Pavillon



Ich frag
e mich, wie das ein Teil des Palazzo Malipiero sein kann? Vielleicht ein 'eingemeindeter' Nachbarbau, oder ein ehemaliges 'Gesinde'-Höfchen? Aber auch das gehört eben zum Gesamtbild Venedigs.




2 Kommentare:

emilia hat gesagt…

Brigitte,
did you see the appartaments? What you think about it? And tell me, please, may I write you in Italian? My Italian is better than my English.

B. Eckert hat gesagt…

emilia,
can you please mail (in Italian) to me: ebbonn@googlemail.com
It's easier than communicating via blog.

:-)