10. Oktober 2009

Ein Heim in venezianischer Nachbarschaft

Palazzo Berlendis am Rio dei Mendicanti

...in dem man sich kurzfristig zuhause fühlen kann, ist nicht so leicht zu finden. Versuche mit verschiedenen Wohnungsvermittlungen haben das bewiesen.

Mein Aufenthalt im Juni 2009,
im Palazzo Berlendis aus dem 17. Jahrhundert, in dem (auch!) Friedrich Nietzsche seinerzeit wohnte, hatte neben seinem romantischen Mehrwert auch Nachteile: z. B. gestörte Nachtruhe durch ungewohnte Geräusche wie motorisierten Kanalverkehr und Bummern der geparkten Boote an Kanal- und Hauswänden sowie akute Seekrankheit beim Wandern durch den endlos langen Schlauch der hintereinander liegenden Räume des des Mezzanins und der sich von Aussen- zu Innen- und Zwischenwänden hebenden und senkenden Terrazzofußböden.

Gondelregatta am Fest SS. Giovanni e Paolo

Die Terasse mit Blick auf S. Lazzaro
ai Mendicanti inklusive Regatta auf dem Rio dei Mendicanti war toll, ebenso der kurze Fussweg zu den Fondamente Nove, aber Kontakt zur Nachbarschaft gleich Null.

Filmaufnahmen bei S. Francesco (sonst steigt hier "Commissario Brunetti" aus dem Polizeiboot)
Da ist die
Mitte von Castello (Casteo auf venezianisch) deutlich zu empfehlen, wo ich mich im September 2009 für 2 Wochen in der Calle del'Olio eingemietet hatte, ganz nah bei S. Francesco della Vigna und dem Arsenale, der Scuola di San Giorgo degli Schiavoni und einer ganzen Reihe interessanter Kirchen.

Ein lebhaftes
Wohnviertel mit Bewohnern aller Altersgruppen, im Umkreis von 100 m finden sich zwei Gemüseläden, eine Bäckerei, ein Fleischer, eine "Latterie" wo man von Käse bis zum venezianischen Stockfisch aus dem Fass fast alles bekommt, eine Bar,in der die alten Damen mit Gehhilfe morgens um 8 ihr erstes Gläschen Wein schlürfen, zwei Männer-
tavernen (eine davon ein Sport-
fanclub), ein Weinladen "Al Canton del Vin" mit großen
Ballonflaschen, aus denen man sich ein Glas zum Trinken oder eine Flasche für zu Hause abfüllen läßt, ein Restaurant mit Innenhof-Garten, und in 300 m Entfernung sogar ein gewöhnlicher Supermarkt (am Rio di S. Lorenzo).

Hinterhof mit Nachbarschaftskatze

H
ier spielt sich vormittags und abends normales Leben auf der Strasse ab, mittags herrscht Ruhe und die Läden werden geschlossen. Wenn man freundlich grüßt, wird man umgehend zurück gegrüßt und ab dem zweiten Tag wieder erkannt. (Die Katzen der Nachbarschaft sind etwas komplizierter, sie lassen sich nicht auf jeden dahergelaufenen Fremden ein.)

"Meine" Wohnung lag hinter einer der typisch venezianischen Hausunterführungen (Sottoportego), die vergittert sind, wenn sich dahinter eine Wohnanlage verbirgt. Und diese Wohnanlage ehemaliger Arbeiterwohnungen mit immerhin 17 Briefkästen zieht sich durch einen kleinen Garten und einige Hinterhöfe.

Nachbarschaftskatze, mißtrauisch

Unter der Wohnung gibt es eine Werkstatt (die von einer ganz anderen Strasse zu betreten ist) und darüber eine kleine dazu gehörige Dachterasse. Die Nachbarn zur längs dahinter liegenden Gasse sind auf der 1. Etage nur auf Armeslänge entfernt. Da braucht es gegenseitiges Feingefühl mit der erneuten Erkenntnis, dass Privatleben keine venezianische Erfindung sein kann. Zum Glück geht man in dieser eher kleinbürgerlichen Nachbarschaft früh zu Bett, und die gegenseitige Beteiligung am Privaten wie am Fernsehprogramm hat ihre Grenzen. Die Chance, ungewollt Gespräche zu belauschen ist gering: man spricht venezianisch, was für uns Ausländer mit geringen bis mittleren Italienischkenntnissen unverständlich ist.

Nachbarschaftskatze, uninteressiert, im Hinterhof

Die Wohnung ist bis ins Kleinste ausgestattet vom Föhn über Waschmaschine und Bügeleisen bis zum "guten" Essgeschirr, und von pingeligster Sauberkeit. Die Möbel sind bequem (was in Venedig nicht selbstverständlich ist). Es gibt im Schlafzimmer ein Doppelbett und im Wohnzimmer eine ausziehbare Schlafcouch, in Verbindung mit der geschützten Lage im Hinterhof/-garten deshalb auch sehr geeignet für die Reise mit Kindern. Die Vermieterin kümmert sich mit Abholen am Vaporetto, handgefertigtem Strassenplan, dem Wichtigsten in Küh
l- und Lebensmittelschränken perfekt um das Wohlergehen der Gäste. (In case you read this, Michela, mille grazie ancora!)

Garten vor "meiner" Wohnung, Katze am Morgen

Die Anbindung dieser Ecke von Castello ist, obwohl anscheinend etwas vom Schuss, perfekt: knapp 5 Minuten Fussweg zur Vaporettostation Celestia, knapp 10 Minuten zur Vaporettostation S. Zaccaria. Wer sich über VeniceConnected einen Internetanschluss bestellt, braucht nicht auf dem Markusplatz oder am Canal Grande open air kommunizieren, sondern kann bequem aus dem Wohnzimmer ins Internet: der Hotspot sitzt auf S. Francesco in 200 m Entfernung.


Kontakt: http://www.fewo-direkt.de/ferienwohnung-ferienhaus/p416186



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