27. November 2011

Letzter Bericht Biennale 2011 - Passage 2011


Das Boot, von Aichner und Huber über die Alpen geschleppt und jetzt vom Publikum über den Campo dei SS. Apostoli

Die Wahl für meinen letzten Bericht heute, am letzten Tag der 54. Biennale, muss sozusagen logisch auf 'Passage 2011' fallen.

Erstens konnte niemand an der Kunstaktion teilnehmen als die beiden Künstler Wolfgang Aichner und Thomas Huber und der Filmemacher Matthias Fuchs.

Am Ende, bei der 'Präsentation' in Venedig am 23. Juni gab es natürlich Publikum, aber nicht entfernt zu vergleichen mit der Besucherzahl von 440.000. (Wie man der heutigen
Pressemitteilung entnehmen kann.) Ich vermute also, es könnte die am wenigsten wahrgenommene Kunstaktion der 54. Biennale gewesen sein.

Die Künstler während der Pastorenpredigt (in der ev.-luth. Kirche Venedigs, der ehemaligen Scuola di S. Angelo Custode), wie man schon an der Körpersprache erkennt




Den Blog, den Aichner u
nd Huber während der Alpenüberquerung schrieben, finde ich im www nicht mehr, nur noch Nachrichten der beteiligten Kirchengemeinde in München und der Comunitá Evangelica Luterana di Venezia.

Und zweitens zeigt dieses Projekt in seiner Absurdität wunderbar exemplarisch, dass es weder beim Herstellen noch beim Konsumieren von Kunst um Sinnhaftigkeit, Nützlichkeit oder Schönheit geht.

Die Website 'Passage 2011' zeigt das Konzept und die Entwicklung des Projekts sehr schön, vor allem, dass es sich bei der Sache nicht um eine spinnerte Idee handelte, sondern um ein wohlüberlegtes Gesamtkunstwerk, das mit guter Vorbereitung und großen Mühen verbunden und durchaus der Möglichkeit des Scheiterns ausgesetzt war.


Die 'Sisy' wird frisch getauft in den Kanal gelassen

Wobei das Absaufen der 'Sisy' im Rio dei SS. Apostoli, wenig
e Meter nachdem sie zu Wasser gelassen wurde, natürlich nicht unter 'Scheitern' firmiert, sondern das Projekt davor gerettet hat, nicht doch noch zum Ende Nützlichkeit... s. o., Perfektion, Berechenbarkeit oder dergleichen zu entwickeln. Und die vielschichtige Metaphorik wurde nicht davon angekratzt.

Damit hatte ich nicht gerechnet: dieses Boot schwimmt! Nur ein paar Meter. Ein paar Sekun-
den nach der Aufnahme läuft es blitzschnell voll Wasser.


Nach einer gewissen Feierlichkeit zu Beginn der 'Präsentation' mit würdevoller Pastorenrede, Anwesenheit von Menschen, die ihre Wichtigkeit zur Schau trugen und etwas verkrampft wirkenden Künstlern, entspannte sich die Lage nach der Havarie.
Das Boot wurde aus dem Kanal gefischt und unter viel Gelächter in die Kirche getragen, die durchweichten Künstler standen nicht mehr vor dem Publikum sondern mitten im Gewühle und wurden geherzt und getrocknet.



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