7. Dezember 2014

Geschenke für VenedigliebhaberInnen


Weihnachtsfeier und Weihnachtsmarkt unter der Gefängnismauer
am Rio terà dei pensieri am 11. und 18. Dezember.
Wenige Schritte und Brücken vom Piazzale entfernt.
Siehe auch letzter Geschenketipp ganz unten 
Geschenke machen und bekommen ist immer eine Freude, unabhängig von Jahreszeiten und Terminen. Geschenke machen und bekommen sind auch eine Freude jenseits von materiellem Konsum und Wert. Auf die Beziehung zwischen Schenkenden und Beschenkten, die richtige Idee und den passenden Zusam-
menhang kommt es an.

Man kann einer Venedig-Appassionata die Haustier- oder Gartenbetreuung schenken, während sie eine Woche in Venedig glücklich ist. Kostet nix, bedeutet ihr aber vielleicht sehr viel! Man kann während eines Biennalebesuchs Ausstellungsprospek-
te und -Infoblätter, -folder, -flyer einsammeln und einem Venedigliebhaber und Freund von Gegenwartskunst mitbringen oder aus Venedig als Päckchen schicken. Das zeigt: man hat fast ununterbrochen an ihn gedacht. Die Idee zählt.


Das vorausgesetzt, folgen ein paar Vorschläge und Geschenk-
ideen, mit denen VenedigliebhaberInnen beglückt werden können. Auf materieller Basis, aber das Interesse an Venedig im Fokus und origineller als das neueste Werk von Donna Leon, das bereits im Bücherschrank steht.



Wer zwischen dem 9. und 19.12. in Venedig ist, hat die gute Gelegenheit, sehr stark herabgesetzte Bücher aus dem Verlag des Istituto Veneto di Science, Lettere ed Arti einzukaufen und zu verschenken. Das Institut bietet einen Sonderverkauf von Veröffentlichungen der letzten Jahre, reduziert um bis zu 90 %. Es handelt sich um wissenschaftliche Bücher vor allem zur Geschichte Venedigs. Ich habe dort schon wunderbare Schnäppchen im Originalpreis um die 100 € für 20 € und weniger glücklich abgeschleppt. Wenn denn das Thema passt! (Der Umfang des Einkaufs will bedacht sein im Hinblick auf das Koffergewicht bei Flugreisenden.) 
Palazzo Loredan, Campo Santo Stefano, 9.-19.12.2014, Montag bis Freitag 9:30 bis 12:30 Uhr; Samstag 13., Sonntag 14. und Freitag 19.12. 9:30-17:00 Uhr. Informationen unter 0412407711


Wer Zeit und Mittel hat, Venedig öfter zu besuchen, freut sich vielleicht über Mitgliedschaften venezianischer Museen, die jeweils für ein Jahr gelten.

Für LiebhaberInnen der Kunst des 20. Jahrhunderts  gibt es die Museums-Mitgliedskarte für die Guggenheim-Sammlung schon ab 39 € (und noch mehr Auswahl für Paare, Familien, Guggen-
heim New York/Bilbao etc.). Damit verschenkt man auch den unbegrenzten Besuch des wunderschönen Guggenheim-Gartens am Canal Grande.


Die MUVE-Friend-Card zum Preis von 45 €/ermäßigt 25 € erlaubt den kostenlosen Besuch der Dauerausstellungen in 11 städt-
ischen Museen Venedigs. Zu den Eröffnungen von Sonderaus-
stellungen wird man wie auch zu Sonderführungen kostenlos eingeladen (schriftlich durch Email), ansonsten muss Eintritt für Sonderausstellungen gezahlt werden. Diese Museen sind enthalten: 

  • Museo Correr
  • Palazzo Ducale
  • Museo Archeologico Nazionale
  • Sale Monumentali della Biblioteca Nazionale Marciana
  • Ca' Rezzonico - Museo del Settecento Veneziano
  • Casa di Carlo Goldoni
  • Museo di Palazzo Mocenigo e Centro Studi di Storia del Tessuto e del Costume
  • Ca' Pesaro - Galleria Internazionale d'Arte Moderna + Museo d'Arte Orientale
  • Museo del Vetro di Murano
  • Museo del Merletto di Burano
  • Museo di Storia Naturale

Alte Karten und Pläne gehören zu den Leidenschaften Geschichtsinteressierter. Venedig bietet nicht nur interessante alte Stadtpläne, sondern auch Pläne der ehemaligen Kolonien oltre mare. Ich habe Götzfried Antique Maps gefunden und noch nicht selbst getestet. Es gibt schöne Angebote in verschiedenen Preislagen. Angebote Italien - Angebote Griechenland, sprich ehemals venezianische Inseln.


Buchempfehlungen (ich möchte betonen, dass der Hinweis auf Amazon nicht bedeutet, dass man das Buch nur bei diesem Lieferanten kaufen kann. Auch der/die lokale Buchhandel kann die vorgeschlagenen Bücher jederzeit schnell besorgen.)

Der alle anderen Bücher übertreffende Verkaufsrenner 2013 der Buchhandlung La Toletta (der Name bedeutet 'Plänkchen', und verweist auf die früheste Form venezianischer Brücken - eine Planke auf Pfosten zum Nachbarn rüber. Der Rio della Toletta führt an der Buchhandlung entlang) und vermutlich auch 2014  ist "Guida ai giardini di Venezia" von Mariagrazia Dammico und Gabriele Kostas. Nicht nur als Führer vor Ort, sondern auch für Reisende im Lesesessel ein Erlebnis. Inzwischen auch in englisch erhältlich, "A Guide to the Gardens of Venice". Das Loblied auf das Buch spare ich mir an dieser Stelle, es ist nachlesbar im Eintrag vom 20.4.2013.
Eine Liste der Bücher, veröffentlicht vom WIGWAM Club der sich um den Erhalt historischer Gärten in Venedig bemüht, enthält vielleicht weitere interessante Empfehlungen.





Gerade neu erschienen ist ein kleines Buch der britischen Autorin Jan Morris, die im Laufe ihres Lebens auch einige Venedigbücher veröffentlicht hat. "Ciao, Carpaccio!" ist eine wunderbare Hommage an den Maler und sein Werk, und, wie Jan Morris in einem Interview  (zu lesen und zu hören) sagt, ihre definitiv letzte Veröffentlichung vor ihrem Buch, das posthum erscheinen wird. Das nenne ich eine Empfehlung! Das Buch ist englisch, handlich, also keine kiloschwere Schwarte und auch im Bett lesbar, und die Widergabe der Carpacciobilder von sehr guter Qualität. 




Nicht von 2014, sondern von 1986 ist ein Venedig-Roman (der zum Ärger englischsprachiger FreundInnen immer noch nicht in ihre Sprache übersetzt wurde), der mir sehr gefällt: "Der Lieb-
haber ohne festen Wohnsitz" des italienischen Autorenpaars Carlo Fruttero und Franco Lucentini. Die beiden schreiben intel-
ligente und gut recherchierte Krimis, fesselnde und geschwätz-
freie Unterhaltung. Mr. Silvera, der Protagonist ohne festen Wohnsitz, ist eine literarische Figur, die mir kurz zuvor in einem anderen Buch unter anderem Namen begegnet war, weshalb ich ihn auf den ersten Seiten schon erkannte und hocherfreut während der ganzen Lektüre wusste, worum es hier geht - und die Sache blieb trotzdem spannend bis zur letzten Seite. 





Ein Klassiker, den ich schon mehrfach verschenkt habe, der für inzwischen geringes Geld spannend die Geschichte der venezia-
nischen Stadtentwicklung vermittelt, ist 
 "Venedig - Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen" des leider im letzten Jahr verstorbenen deutschen Kunsthistorikers Norbert Huse. Die wichtigste Lektüre für Menschen, die das Stadium der Reisefüh-
rer hinter sich gelassen haben und sich von TouristInnen zu VenedigliebhaberInnen weiterentwickeln wollen.






Beim Kauf von Posters und Kunstdrucken in Venedig ist der unbeschädigte Transport immer ein bisschen schwierig. Online shops sind keine schlechte Lösung, das Problem zu umgehen und bieten vielleicht zusätzliche und interessante Motive. Z. B. bei Alinari Shop, den ich per Zufall fand und zum Stöbern empfehle. In der italienischen Version gibt weitere Angebote.



Ein tolles Buch und sicher ein willkommenes Geschenk für fort-
geschrittene VenedigfreundInnen, die sich in der Kunstge-
schichte der Stadt schon etwas auskennen, ist "Venezia! Kunst aus venezianischen Palästen". (Nur noch gebraucht auf dem Markt, aber wenigstens das.) Es handelt sich um den Katalog einer Ausstellung in der Bundeskunsthalle zur Geschichte von Kunstsammlungen in Venedig, die vor 12 Jahren in meiner Stadt Bonn stattfand, die ich im Herbst und Winter 2002/2003 immer wieder besuchte. Ihr war ein 'Studiolo' angegliedert, eine Biblio-
thek mit Fachbüchern zum Thema Venedig. Die Bücher stehen z. T. bis heute in der Bibliothek der BuKuHa zur Verfügung, die öffentlich und kostenfrei ist, und die ich VenedigfreundInnen sehr ans Herz lege, inkl. der Sammlung aller Biennale-Kataloge.
Rezension des Buches auf arthistoricum.net.





Es gibt diverse Venedig-Comics in diversen Sprachen, nicht Jedermanns Sache, aber geschätzt von Comic-Liebhabern. Z. B. Philippe Francq "Venedig sehen" oder die Reihe "Giacomo C." von Jean Dufaux, "Der weiße Drache" von Eric Puech, die "Louis la Guigne" Serie von Frank Giroud, "Forget me not" von Kenji Tsuruta, die Reihe "Les suites venetiennes" von Eric Warnauts - mittlerweile zu harten Liehaberpreisen, und die beliebte und bekannte Reihe über Corto Maltese von Hugo Pratt (siehe auch Blogeintrag vom 8.3.2012), 




2014 neu erschienen und eigentlich schon als Graphic Novel einzustufen ist der "Geisterseher" von Dacia Palmerino und Andrea Grosso Ciponte, nach Friedrich Schillers "Geisterseher". Ohne das Original zu kennen versteht man den Comic nicht, aber er ist eine interessante Version und ein schön gestaltetes Buch.






Seitdem ich durch die Ausstellungen in den "Stanze del vetro" auf S. Giorgio Maggiore in die zeitgenössische Glaskunst eingeführt wurde, entwickle auch ich ein Auge dafür, wie viele vor mir. Ich habe nach einer Website gesucht, die außerdem auch klassische Glaskunst und auch für durchschnittliche Budgets anbietet und habe "Murano Glass Wonders" gefunden. Es gibt sicher noch andere mit anderer Auswahl und hochpreisi-
gen Angeboten, das geht ja schnell in die Tausende. Auch das Angebot des Museumsshops der Stanze del Vetro ist interessant (wie im Prinzip die meisten Museumsshops, bei denen man auch online bestellen kann).



Wer Venedig liebt, wird sicher auch den Film "In Memoria di me" genießen, der komplett in den Räumen und Kreuzgängen von S. Giorgio Maggiore spielt. Vor allem im Dormitorium, das heute die Manica Lunga Bibliothek der Fondazione Cini ist. (Siehe auch Eintrag 'Eine Bibliothek in Venedig') vom 19.7.2010.) 
Es gibt ihn als DVD-Original in italienischer Sprache mit englischen Untertiteln Er beschreibt die Anpassungsphase eines jungen Mannes im Kloster nach seiner Entscheidung, sein eher ausschweifendes Leben aufzugeben und Priester zu werden. (Basis des Films ist das Buch "Der vollkommene Jesuit" von Furio Monicelli von 1960, das NICHT in Venedig spielt, aber eine interessante Lektüre ist, nach den Rätseln, die der Film leider unbeantwortet lässt.)



Ich will noch einmal hinweisen auf ein Buch (genau genommen 2 im Schuber), das sich um die gegenwärtige Situation der Stadt Venedig als Sammelpunkt verschiedenster Arten von Reisenden, insbesondere MigrantInnen dreht: "Migropolis" von Wolfgang Scheppe & Studierenden der IUAV. Wer sich nicht nur für die Historie Venedigs und die ehemalige weltpolitische Rolle der Stadt interessiert, findet hier eine hochinteressante Studie der venezianischen Universität IUAV. 

Siehe Blogeinträge vom 30.10.09 und 15.12.09.  (Der Preis der Bücher ist inzwischen erwartungsgemäß gestiegen.)




Nach den harten Realitäten der Gegenwart schlage ich noch einen Klassiker vor, der unbedingt in den Bücherschrank aller Venedig-Appassionati gehört: "Leben in Venedig" von William Dean Howells. Er lebte als Botschafter der USA im kleinen Palazzo Falier am Canal Grande zwischen Accademiabrücke und San Samuele/Palazzo Grassi mit offenen Augen und Aufmerk-
samkeit auch gegenüber MitbewohnerInnen und Nachbarschaft. Es gibt keine aktuelle Neuausgabe, aber supergünstige gebrauchte, superinteressant zu lesen, wahrhaftig, amüsant, ein wunderbarer informativer Bericht über das Leben in Venedig in der 2. Hälfte des 19. JHs. 
(In meinem gebraucht gekauften Exemplar fand ich eine Geburtstagskarte an eine/n unbekannte/n EmpfängerIn: "Diese Karte gilt als Kunstaktie und berechtigt zum Tausch für eine venezianische Landschaft aus der Hand des Unterzeichnenden, einzulösen bis zum 30.6.1988." Eine Überraschung, so schön, aber leider zu spät, der bekannte Künstler aus der DDR lebt mittlerweile in Spanien, ach ja.)



Weitere Buchtipps gibt es unter meinem Bloglabel Buchempfehlungen oder auch persönlich unter ebbonn@googlemail.com.



Heißer letzter Geschenketipp an dieser Stelle ist der neue Onlineverkauf von Malefatte - Produkten aus den beiden venezianischen Gefängnissen (für Männer und Frauen). unter der Websiteadresse http://www.rioteradeipensieri.org/en/ gibt es ein schönes großes Angebot von Taschen und Naturkosmetika (und anderen) und ich würde hoffen, dass Bestellungen auch noch bis Weihnachten ankommen, wenn alle Beteiligten - BestellerInnen und VersenderInnen - ein bisschen Gas geben. 
Siehe dazu auch Einträge: Rio terà dei pensieri vom 20.7.2011 & Ergänzungen; Tasche aus Venedig vom 2.5.2012.


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