10. März 2018

Nasenkorrektur in Venedig

Richard Wagner am 5.3.2018
Ich muss sofort mit der Tür ins Haus fallen: er hat eine neue Nase! Richard Wagner! Nach sage und schreibe 5 Jahren.
Wenn auch das Ergebnis dieser Restaurierung zu wünschen übrig lässt, sie ist zu klein, pappt nicht ganz zentriert oder rutscht vielleicht gerade? Ein "Schönheitschirurg" käme damit nicht durch. 



Nachdem in einer Januarnacht 2013 die Nasen fast aller Skulpturen in den napoleonischen Gärten abgeschlagen wurden, war die Entrüstung in Venedigs Lokalmedien über diesen Schwachsinnsakt groß, aber auch international wurde Notiz genommen, wie z. B. in der "Welt"
Ein deutschsprachiger Bloggerkollege, Thomas Roth, schrieb trauernd einen informativen Eintrag zum Thema Richard Wagner in Venedig, und der englischsprachige Bloggerkollege Steven Vami verknüpfte die fehlende Wagnernase sofort mit einer anderen, im 19. JH abhanden gekommenen Nase - der von Sior Antonio Rioba bei der Madonna dell'Orto, dem 3 Jahre zuvor sogar der ganze Kopf vorübergehend fehlte. 

Dieser Vergleich stellt sich nun als schlagender heraus, als man vor 5 Jahren hätte erwarten können. Denn nun gibt es 2 Metallnasen in Venedig, wobei die grobe Stahlnase von Rioba deutlich übertroffen wird von der quasi goldenen Nase Wagners. 

Ich habe ein bisschen im www geblättert und stieß auf eine Einrichtung des italienischen Kulturministeriums "Artbonus": Steuerermäßigung gegen Spenden zur Erhaltung des italienischen Kulturerbes. Eine gute Sache. Und hier ist auch Richard Wagners Nase gelistet. Sieh an, vor einem Monat. Für 8.000 €. Eine teure schlecht gemachte Nasenkorrektur. 



Nachtrag 11.3.: 
Weniger als 24 Stunden nach Veröffentlichung dieses Eintrags trifft das Mail eines Korrespondenten ein, dem die katastrophische Nase bereits am 10.2. auffiel. Nochmal herzlichen Dank für das Foto!


(C) M. M. 10.2.2018

Nachtrag 12.3.:
Nachdem mittlerweile auf verschiedenen Kommunikationswegen über die Nase und die misslungende Restaurierung diskutiert wird, habe ich auf kurzem Weg bei einer Korrespondentin (nicht Fachfrau in Sachen Restaurierungen, aber Architektur) in Venedig angefragt, was sie von der Sache hält:


Liebe Brigitte,
... ich war länger nicht mehr bei den giardini und sehe von daher die Nase zum ersten Mal auf Deinem Foto. Für mich hat sich da eindeutig jemand einen Scherz erlaubt. Das hat ja nun wirklich nichts mit „Restauro“ zu tun!
Bei Artbonus wird ja darüber informiert, (Stand 2017), dass man die Nase restaurieren möchte für 8.000,00 von denen man bis dato 0,00 hat…


Nehmen wir das als kompetente Information. Vielleicht hat ein*e Venedig-UND Wagnerfreund*in aus unserem Kreis 8.000 € zu viel und möchte sich, auch ohne Steuerermäßigung im eigenen Land, mit einer neuen, besseren Nase für Richard Wagner ein Denkmal setzen und bei jedem Venedigbesuch mit besonderer Freude und stolzem Blick auf R.W. durch die Giardini schlendern? 

Nachtrag 25.3.:
Ein neuer, spannender Eintrag vom 18.3. zu Richard Wagner in Venedig bzw. Recherchen zum Palazzo Giustiniani auf dem Blog von Thomas Roth.


Nachtrag 13.7.2019

Die etwas fragwürdige Nasenpracht war nicht von Dauer. In der ersten Juniwoche 2019 (ich hatte ein Jahr lang nicht nach ihm gesehen) fand ich Richard Wagner ohne goldene Nasenspitze. Und wieder weiss man nicht, wann und wer...!



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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Brigitte, ich bin sprachlos ob dieser Stümperei! Aber irgendjemand wird sich mit diesem Ding eine eigene goldene Nase verdient haben.
Dennoch viele Grüße
Aldebaran

Silencer hat gesagt…

Das Ding soll eine offizielle Restaurierung sein? Das glaube ich nicht. Das ist ein weiterer Streich.